Ein schockierender Befund: Millionen Österreicher können kaum lesen!
Am 8. September 2025, dem Weltalphabetisierungstag, enthüllten die Wiener Volkshochschulen eine alarmierende Wahrheit: Die Lesekompetenz in Österreich hat ein kritisches Niveau erreicht. Mit mehr als 1,5 Millionen Erwachsenen, die Schwierigkeiten beim Lesen und Schreiben haben, steht das Land vor einer Bildungskrise von beispiellosem Ausmaß. Diese dramatische Enthüllung kam während einer Veranstaltung in Floridsdorf ans Licht, wo die Volkshochschulen gemeinsam mit Bezirksvorsteher Georg Papai das Bewusstsein für die Bedeutung von Basisbildung schärften.
Was ist Basisbildung?
Basisbildung umfasst die grundlegenden Kenntnisse und Fähigkeiten, die notwendig sind, um im Alltag zu funktionieren. Dazu gehören das Lesen, Schreiben und Rechnen, aber auch der Umgang mit digitalen Medien. Diese Fähigkeiten sind entscheidend für die gesellschaftliche Teilhabe und den Zugang zu Informationen.
Historische Hintergründe: Wie konnte es so weit kommen?
Die Verschlechterung der Lesekompetenz in Österreich ist keine neue Entwicklung. Laut der PIAAC-Studie, einer internationalen Untersuchung über Erwachsenenkompetenzen, hat sich die Situation in den letzten zehn Jahren signifikant verschlechtert. Diese Studie zeigt, dass viele Erwachsene, die in Österreich geboren und zur Schule gegangen sind, dennoch Schwierigkeiten mit der Schriftsprache haben. Experten vermuten, dass die Ursachen hierfür vielfältig sind und von unzureichender schulischer Förderung bis hin zu sozialen und wirtschaftlichen Barrieren reichen.
Vergleich mit anderen Bundesländern
Während Wien aufgrund seiner Größe und Bevölkerungsdichte besonders betroffen ist, zeigt sich das Problem der Lesekompetenz auch in anderen österreichischen Bundesländern. In ländlichen Gebieten könnte die Situation sogar noch dramatischer sein, da dort oft weniger Bildungsangebote zur Verfügung stehen. Im Vergleich dazu haben andere Länder wie Deutschland und die Schweiz ebenfalls mit ähnlichen Herausforderungen zu kämpfen, jedoch mit unterschiedlichen Ansätzen zur Lösung des Problems.
Die Auswirkungen auf den Alltag der Bürger
Die mangelnde Lesekompetenz hat weitreichende Folgen für die Betroffenen. Ohne die Fähigkeit, grundlegende Informationen zu verstehen, sind alltägliche Aufgaben, wie das Ausfüllen von Formularen oder das Verstehen von Anweisungen, eine große Herausforderung. Dies führt nicht nur zu persönlichen Einschränkungen, sondern auch zu einer verminderten Teilhabe an der Gesellschaft. Die Betroffenen sind oft in ihrem sozialen und wirtschaftlichen Fortkommen behindert, was zu einem Teufelskreis aus Armut und Bildungsdefiziten führen kann.
Einblicke von Experten
„Die Situation ist alarmierend und verlangt nach dringenden Maßnahmen“, erklärt Herbert Schweiger, Geschäftsführer der Wiener Volkshochschulen. „Es reicht nicht aus, nur Angebote bereitzustellen; wir müssen auch sicherstellen, dass die Menschen davon wissen und sie nutzen können.“ Angelika Hrubesch, Leiterin des lernraum.wien, ergänzt: „Viele Betroffene schämen sich und wissen nicht, dass sie nicht allein sind. Unsere Kurse zeigen ihnen, dass es viele Menschen mit denselben Problemen gibt.“
Zukunftsausblick: Was muss getan werden?
Um die Lesekompetenz nachhaltig zu verbessern, sind umfassende Maßnahmen notwendig. Dazu gehört die Ausweitung der Bildungsangebote, insbesondere in ländlichen Regionen, sowie die verstärkte Aufklärung über bestehende Programme. Die Wiener Volkshochschulen gehen hier mit gutem Beispiel voran. Ihr Projekt „Sichtbar!“ und die Pop-up-Schreibstuben in Floridsdorf sind innovative Ansätze, um direkt mit den Menschen in Kontakt zu treten und Hemmschwellen abzubauen.
Die Rolle der Politik
Die Politik ist gefordert, die notwendigen finanziellen Mittel bereitzustellen und die Bildungsmaßnahmen zu unterstützen. Die Förderung durch den Europäischen Sozialfonds und das Bundesministerium für Frauen, Wissenschaft und Forschung sind Schritte in die richtige Richtung, aber es bedarf einer noch stärkeren politischen Willenskraft, um diese Krise zu bewältigen. Bezirksvorsteher Georg Papai unterstreicht die Bedeutung dieser Angebote: „Lesen und Schreiben zu können, ist eine Grundvoraussetzung für gesellschaftliche Teilhabe.“
Ein Aufruf zur Aktion
Die Wiener Volkshochschulen rufen alle Bürger auf, sich für die Basisbildung zu engagieren und die Angebote zu nutzen. Die nächsten Termine für die Pop-up-Schreibstuben in Floridsdorf sind der 18. September, der 16. Oktober und der 22. November, jeweils von 15:30 bis 17:30 Uhr. Es ist an der Zeit, das Tabu zu brechen und gemeinsam für eine bessere Bildungszukunft zu kämpfen. Weitere Informationen zu den Kursen können über das Alfatelefon unter 0800 244 800 eingeholt werden.