„Eine runde Sache“: Wien präsentiert Strategie zur Ressourcenschonung und Kreislaufwirtschaft

Wien (OTS) – In den letzten Monaten wurde in vielen Bereichen und
Abteilungen der
Stadt intensiv an einer Strategie gearbeitet, die Wiens Weg in eine
Zukunft mit möglichst wenig Ressourcenverbrauch und Verschwendung
weisen soll. Im Auftrag der Stadtregierung wurde eine gemeinsame
Vision für den Umgang mit Ressourcen innerhalb der Stadt entwickelt:
Die Strategie „Zirkuläres Wien – eine runde Sache. Der Wiener Weg der
Ressourcenschonung und Kreislaufwirtschaft“ wurde heute von
Klimastadtrat Jürgen Czernohorszky, NEOS-Gemeinderat Stefan Gara,
Thomas Eberhard von der Bereichsleitung für Klimaangelegenheiten und
Bernadette Luger von der Baudirektion präsentiert.

„Ein gutes Leben in unserer Stadt hat sehr viel mit Wertschätzung
zu tun – mit Wertschätzung füreinander, aber auch für die vielen
Dinge unseres Alltags, die nicht leichtfertig zu Wegwerfprodukten
werden sollen. Mit dieser Strategie legen wir erstmals eine
umfassende Gesamtstrategie vor, die uns dabei helfen soll, unser
Leben und Wirtschaften auch langfristig umweltschonender und
resilienter zu gestalten“, betont Klimastadtrat Jürgen Czernohorszky.
„Dabei haben wir 33 Hebel für ein zirkuläres Wien identifiziert, die
zur Ressourcenschonung und gegen jede Form von Verschwendung
beitragen sollen. Das beginnt bei unserem Umgang mit Lebensmitteln,
nachhaltigem Konsum, einer vorbildlichen Abfallwirtschaft und reicht
bis zur Wiederverwendung gebrauchter Güter und Materialien oder dem
schonenden Umgang mit Bodenressourcen. Es freut mich sehr, dass es
gelungen ist, all das in dieser Strategie zu verankern!“

„Mit dieser neuen Strategie setzen wir den dritten Pfeiler der
3Ks unserer Klimastrategie um. Neben Klimaschutz und Klimaanpassung
ist die Kreislaufwirtschaft ein entscheidender Hebel, um Ressourcen
zu schonen, Abfälle zu vermeiden und Wien auf Kurs Richtung
Klimaneutralität zu halten. Zugleich ist sie ein wichtiger
Innovations- und Standortfaktor: Kreislaufwirtschaft stärkt
Unternehmen, schafft neue Jobs und macht Wien fit für die Wirtschaft
der Zukunft“, betont NEOS Wien Energie- und Klimasprecher Stefan
Gara.

„Als Stadt können und wollen wir für alle Menschen in Wien
Rahmenbedingen schaffen, die einen nachhaltigen Umgang mit Ressourcen
ermöglichen“, so Thomas Eberhard von der Bereichsleitung für
Klimaangelegenheiten, die die Strategie federführend koordiniert hat.
„Wien baut dabei auf einer besonders guten Grundlage auf: Die Stadt
hat eine lange Tradition in der gemeinschaftlichen Nutzung von
Ressourcen und Infrastrukturen, beispielsweise die Wiener Öffis, die
Wiener Bäder oder Bildungs- und Kultureinrichtungen. Das soll in
Zukunft branchenweit verstärkt werden – das bedeutet zum Beispiel
vermehrtes Sharing und die Wiederverwendung von Konsumgütern.“

„Im Bauwesen liegt ein enormes Potenzial zur Ressourcenschonung.
Mit der Kreislaufwirtschaft und der neuen Strategie geben wir dem
Wandel von der linearen zur zirkulären Wirtschaftsweise klare
Struktur – und sorgen dafür, dass Primärressourcen geschont und
Emissionen im Lebenszyklus deutlich gesenkt werden“, erklärt die
Kreislaufwirtschaftsexpertin der Baudirektion, Bernadette Luger.

Zwtl.: Ressourcenschonung im Mittelpunkt

Im Regierungsprogramm ist die Kreislaufwirtschaft ein wichtiger
Schwerpunkt in der Fortschreibung des Wiener Klimafahrplans: Ziel ist
die Integration der Kreislaufwirtschaft in allen Bereichen der Stadt
– als Querschnittsthema mit Klimaschutz und Klimaanpassung.

Im Mittelpunkt der nun vorliegenden Strategie zur
Kreislaufwirtschaft steht das Thema Ressourcenschonung – also der
achtsame Umgang mit unseren natürlichen Lebensgrundlagen. Fünf
Prinzipien der Wiener Kreislaufwirtschaft sollen dazu beitragen:

1. Wien ist gerecht : Im Sinne der globalen Klimagerechtigkeit
leistet Wien seinen Beitrag zur gerechten Verteilung der begrenzten
Ressourcen: Dafür senkt Wien seinen konsumbasierten Material- und
Treibhausgasfußabdruck und agiert innerhalb der planetaren und sozial
verträglichen Grenzen.

2. Wien wirtschaftet nachhaltig : Wien stärkt regionale und lokale
Strukturen und macht so die Stadt unabhängiger von globalen
Lieferketten. Wiederverwendung sorgt für neue Formen der Arbeit und
eine Renaissance des Handwerks. Der Einsatz innovativer Technologien
unterstützt effizientes Recycling. Die Stadt Wien nützt ihre starke
Position auf dem Markt und setzt mit zirkulären Kriterien wichtige
Impulse.

3. Wien gibt Struktur und Sicherheit : Der gut geregelte Übergang zur
Kreislaufwirtschaft braucht klare Vorgaben und Planungs- und
Rechtssicherheit. Die Stadt Wien etabliert in ihrem Bereich
praxistaugliche Vorgaben für Planung, Beschaffung und Umsetzung. Wien
entwickelt bestehende Werkzeuge weiter, etabliert neue Anwendungen
und stellt diese niederschwellig zur Verfügung.

4. Wien kooperiert : Ressourcenschonung braucht viele Hände und
Köpfe. Kreislaufwirtschaft ist keine isolierte Fachdisziplin. Ihre
Entwicklung, Erprobung und Umsetzung erfordern eine umfassende,
sektorenübergreifende Zusammenarbeit entlang der gesamten
Wertschöpfungskette und in der Metropolregion Wien.

5. Wien stellt die Menschen in den Mittelpunkt : Ressourcenschonung
und Kreislaufwirtschaft fördern gesellschaftliche Teilhabe,
erleichtern den Zugang zu nachhaltigen Produkten und
Dienstleistungen, machen sie alltagstauglich, leistbar und
barrierefrei. Neue Möglichkeiten des Zusammenlebens und Teilens
entstehen.

Zwtl.: 33 Hebel für ein zirkuläres Wien

Mit insgesamt 33 „Hebeln“ möchte sich Wien in den kommenden
Jahren zur Stadt ohne Verschwendung entwickeln: So will die Stadt in
ihrer Rolle als große Beschafferin mit gutem Beispiel voran gehen und
auch durch verstärkte Zusammenarbeit mit Unternehmen die Entwicklung
von zirkulären Produkten und ressourcenschonenden Dienstleistungen
fördern. Weiters sollen Lern- und Ausbildungsprogramme für die
Bevölkerung, aber auch für spezifische Berufsgruppen konzipiert
werden.

Wichtig ist auch das Konsumieren oder Nicht-Konsumieren im
Alltag: Hier will man gute und praxistaugliche Rahmenbedingungen für
Einkauf, Reparatur, Rückgabe, Sammlung und Wiederverwendung im
unmittelbaren Wohn- und Arbeitsumfeld schaffen.

Im Bereich der Lebensmittel soll ein Schwerpunkt auf lokal und
biologisch produzierten Lebensmitteln liegen, die zum Teil direkt in
der Stadt produziert werden. Diese sollen verstärkt in der
Gastronomie und in der Gemeinschaftsverpflegung (in Schulen und
Kindergärten oder in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen) zum
Einsatz kommen. Des Weiteren liegt der Fokus auf der Vermeidung von
Lebensmittelverschwendung.

Ein zentrales Thema ist auch der Baubereich: Hier geht Wien in
Richtung „zirkuläres Bauen“ und möchte mit neuen Verfahren, Vorgaben
und Digitalisierung für einen effizienteren Einsatz von Ressourcen
sorgen. Im Bereich der Stadtentwicklung stehen wiederum ein
kreislauforientierter Umgang mit Bodenaushub oder neue Flächen für
Kreislaufwirtschaft und die damit einhergehende Logistik im
Mittelpunkt.

Zwtl.: Expert*innen-Stimmen

Sehr positiv wird die neue Wiener Strategie auch von
Kreislaufwirtschafts-Expert*innen beurteilt:

Karin Huber-Heim, Circular Economy Forum Austria, Stadt Wien
Stiftungsprofessur für Kreislaufwirtschaft und transformative
Geschäftsmodelle an der FH des BFI Wien: „Mit der neuen Strategie
„Zirkuläres Wien – eine runde Sache“ zeigt Wien, wie sich
wirtschaftliche Stärke und Ressourcenschonung verbinden lassen und
setzt europaweit Maßstäbe für eine klimafitte, resiliente Metropole.
Die Strategie fördert Innovation, stärkt regionale Wertschöpfung und
macht Wien unabhängiger von externen Ressourcen. Die Stadt Wien
Stiftungsprofessur für Kreislaufwirtschaft und transformative
Geschäftsmodelle an der FH BFI Wien begleitet diesen Weg, indem sie
wissenschaftliche Erkenntnisse in praxisnahe Lösungen und
zukunftsfähige Geschäftsmodelle übersetzt.“

Peter Holzer, Experte für Gebäude- und Haustechnik,
Lehrbeauftragter, Gesellschafter IBR&I (Institute of Building
Research & Innovation) und Geschäftsführer LARIX Engineering GmbH
sowie Vorsitzender des Advisory Boards des Wiener Klimarats:
„Zusätzlich zum Klimaschutz und zur Klimaanpassung ist die
Kreislaufwirtschaft, das Wirtschaften ohne Verschwendung, eine Säule
für weiterhin gute Lebensbedingungen der Menschen in Wien. Mit der
Strategie „Zirkuläres Wien“ legt die Stadt Wien eine wesentliche
Grundlage, Kreislaufwirtschaft in allen städtischen Handlungsfeldern
zu implementieren und macht die Zirkularität zu einem wichtigen
Baustein einer weiterhin erfolgreichen Entwicklung der Stadt. Das ist
auch aktiver Klimaschutz, denn die Senkung des Verbrauchs von Boden
und Material, die Reparatur und Wiederverwendung von Produkten und,
am Ende der Nutzungskette, das Recycling sind auch im Klimaschutz der
Verschwendung fast immer überlegen.“

Zwtl.: Städte tragen große Verantwortung

„Ressourcenschonung führt zu weniger Verschwendung und trägt zu
einem gerechten und leistbaren Leben bei!“ ist Klimastadtrat Jürgen
Czernohorszky überzeugt. „Klimaschutz und Klimaanpassung sind globale
Herausforderungen, aber gerade Städten kommt dabei eine große
Verantwortung zu. Wien möchte auch beim Thema Kreislaufwirtschaft zu
den Vorreitern zählen. Ich freue mich auf die nächsten Jahre und
Jahrzehnte der Umsetzung dieser neuen Strategie!“

Die Strategie „Zirkuläres Wien – eine runde Sache. Der Wiener Weg
der Ressourcenschonung und Kreislaufwirtschaft“ soll am 22. Oktober
im Wiener Gemeinderat beschlossen werden.

Die Strategie zum Download:
www.wien.gv.at/spezial/kreislaufwirtschaft-strategie