Temu, Shein & Co: Wiener Handel warnt vor Einkäufen bei Billig-Online-Shops

Wien (OTS) – Online-Shopping ist längst ein fester Bestandteil des
Einkaufsverhaltens der Wienerinnen und Wiener. Laut einer aktuellen
Studie des Instituts für Österreichs Wirtschaft im Auftrag der
Wirtschaftskammer kaufen sieben von zehn Wienern (68 Prozent)
regelmäßig online ein. Besorgniserregend ist dabei aus Sicht des
Wiener Handels die wachsende Dominanz asiatischer Online-Plattformen.

Margarete Gumprecht, Obfrau der Sparte Handel in der
Wirtschaftskammer Wien, verweist darauf, dass von den knapp zwei
Milliarden Euro, die im Vorjahr online ausgegeben wurden, rund 65
Prozent an ausländische Anbieter flossen. Nur 35 Prozent blieben bei
heimischen Shops – eine Entwicklung, die sich fortsetzt: „Online-
Shopping ist aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken, doch jedes
Paket, das aus dem Ausland kommt, ist auch eine verpasste Chance für
unsere heimischen Händler. Der Großteil der Online-Umsätze fließt
nahezu ohne Wertschöpfung ins Ausland. Dadurch verlieren wir
hierzulande tausende Arbeitsplätze sowie Steuereinnahmen in
Millionenhöhe.“

Vier von zehn Wiener haben im letzten Jahr bei asiatischen Billig
-Online-Shops gekauft

Amazon ist mit einem Marktanteil von 57 Prozent zwar weiterhin
klarer Spitzenreiter im Onlinehandel, doch insbesondere chinesische
Plattformen holen rasant auf. Bereits 42 Prozent der Wienerinnen und
Wiener haben in den letzten zwölf Monaten bei einem Anbieter aus
China bestellt. Temu liegt mit einem Nutzeranteil von 31 Prozent an
der Spitze, gefolgt von Shein mit 20 Prozent, AliExpress mit 13
Prozent und Wish mit 10 Prozent. Hochrechnungen zufolge wurden allein
im vergangenen Jahr sieben bis neun Prozent der gesamten Online-
Ausgaben bei diesen Plattformen getätigt.

Besonders stark betroffen ist der Bereich Kleidung, Schuhe und
Accessoires: Fast jede zweite Person kauft diese Produkte online.
Auch Möbel, Gartenartikel, Bücher sowie Kosmetika und
Nahrungsergänzungsmittel werden zunehmend digital bestellt. Selbst im
Lebensmittelbereich zeigt sich mit 19 Prozent eine wachsende Online-
Affinität.

Achtung bei billiger China-Waren

Ein zentrales Problem ist die aggressive Bewerbung dieser Billig-
Plattformen über Social Media, insbesondere an eine junge Zielgruppe.
„Gerade junge Menschen werden mit vermeintlichen Schnäppchen
geködert, dabei sind viele dieser Produkte alles andere als harmlos“,
warnt Gumprecht. Die vermeintlich günstigen Preise täuschen: Oft
werden gesetzliche Vorgaben gezielt umgangen. Viele der angebotenen
Produkte entsprechen weder europäischen Sicherheitsanforderungen noch
sind sie ausreichend gekennzeichnet.

Ein wesentlicher Kritikpunkt ist auch die schwierige
Rückabwicklung: Auf vielen Plattformen sind Retouren entweder gar
nicht möglich oder nur gegen hohe Zusatzkosten. In der Folge werden
unpassende oder mangelhafte Produkte häufig entsorgt, anstatt sie
zurückzusenden. Das führt in Österreich jedes Jahr zu mehreren
tausend Tonnen zusätzlichem Müll – mit erheblichen Umweltauswirkungen
und Belastungen für die Allgemeinheit. „Es ist ein Trugschluss zu
glauben, dass billig automatisch günstig ist“, betont Gumprecht. „Was
auf den ersten Blick wie ein Schnäppchen wirkt, kann langfristig hohe
Kosten verursachen – für Konsumentinnen und Konsumenten, für die
Umwelt und für die Gesellschaft insgesamt.“

Die günstigen Preise entstehen meist durch den Direktversand aus
China ohne Zwischenlager. Zwar bedeutet das oft deutlich längere
Lieferzeiten, doch viele nehmen diese Verzögerung zugunsten eines
niedrigeren Preises in Kauf.

Gumprecht appelliert an die Konsumenten, beim Online-Einkauf auf
seriöse, faire und möglichst regionale Anbieter zu achten: „Der
heimische Handel steht für Qualität, Transparenz, faire
Arbeitsbedingungen und Steuerleistung vor Ort. Wer lokal kauft,
stärkt nicht nur die regionale Wirtschaft, sondern profitiert auch
von persönlicher Beratung, zuverlässigem Rückgaberecht und geprüfter
Produktsicherheit.“

Temu & Co wachsen auch in Wien rasant und profitieren von
unfairem Wettbewerb

Neben der vorzeitigen Abschaffung der EU-Zollfreigrenze von 150
Euro spricht sich die Wiener Handelsobfrau auch für eine verstärkte
Marktüberwachung, einheitliche Produktsicherheitsstandards und
verpflichtende Berichtspflichten für ausländische Online-Marktplätze
aus. „Die Konsumentensicherheit darf nicht an nationalen Grenzen
enden. Wer in Europa verkaufen will, muss sich auch an europäische
Regeln halten“, so Gumprecht.

Wirksame Regulierungen für geplante Temu-Lebensmittelverkäufe

Die Handelsobfrau verweist zudem auf einen wachsenden Trend, der
aus ihrer Sicht höchst kritisch zu sehen ist: Temu plant künftig auch
Lebensmittel nach Europa zu liefern. Angesichts der bislang niedrigen
Standards bei Produktqualität, Sicherheit und Kennzeichnung wäre dies
aus Sicht der Konsumentensicherheit höchst bedenklich. „Wenn
Plattformen, die bereits bei Textilien durch gefährliche Chemikalien
auffallen, nun auch in den sensiblen Lebensmittelbereich vordringen,
dann ist das ein klares Alarmsignal“, so Gumprecht. Hier brauche es
dringend wirksame Regulierungen zum Schutz der Verbraucherinnen und
Verbraucher.