Wien (OTS) – Das neue LBI SOAP unter der Leitung des international
renommierten
Virologen Florian Krammer soll wissenschaftliche Erkenntnisse
verständlicher machen, die Bevölkerung stärker einbinden und
Österreich langfristig besser auf künftige Gesundheitskrisen
vorbereiten.
Pandemien stellen seit Jahrzehnten eine enorme globale
Herausforderung dar. Das neue Ludwig Boltzmann Institut für
Wissenschaftsvermittlung und Pandemievorsorge (Science Outreach and
Pandemic Preparedness – kurz: LBI SOAP) der Ludwig Boltzmann
Gesellschaft (LBG) vereint nun unterschiedliche Ansätze, um die
Gesellschaft für kommende Pandemien zu rüsten und diese bestenfalls
gänzlich zu verhindern. Wie dies künftig aussehen kann, wurde gestern
im Rahmen eines Pressgesprächs gemeinsam mit Bundesministerin Eva-
Maria Holzleitner, der Wiener Stadträtin Veronica Kaup-Hasler, LBG-
Präsidentin Freyja-Maria Smolle-Jüttner, Vizerektorin der MedUni Wien
Michaela Fritz und Institutsleiter Florian Krammer im Wiener
Josephinum vorgestellt.
„Wissenschaft soll für alle verständlich, zugänglich und nutzbar
sein. Das LBI SOAP zeigt, wie Forschung ganz konkret in unserem
Alltag wirkt und uns unterstützt. Verlässliche Informationen sind die
Basis einer starken Demokratie und deshalb stärken wir nicht nur die
Forschung selbst, sondern auch das Vertrauen in sie. Denn nur wenn
Wissenschaft und Gesellschaft zusammenarbeiten, können wir das
Gesundheitsniveau erhöhen und unsere Demokratie stark halten“, so Eva
-Maria Holzleitner, Bundesministerin für Frauen, Wissenschaft und
Forschung.
Freyja-Maria Smolle-Jüttner, LBG-Präsidentin ergänzt: „Mit dem
LBI SOAP wollen wir Wissenschaft dorthin bringen, wo sie gebraucht
wird: mitten in die Gesellschaft. Wir verbinden Spitzenforschung mit
aktiver Bürgerbeteiligung und schaffen damit ein Modell, das weit
über die Landesgrenzen hinausstrahlt. Dieses Institut zeigt, wie
Forschung gesellschaftliche Resilienz stärken und Vertrauen in
Wissenschaft nachhaltig fördern kann.“
„Mit dem neuen Standort des Ludwig Boltzmann Institute for
Science Outreach and Pandemic Preparedness setzen wir ein starkes
Zeichen für eine Wissenschaft, die Menschen einbezieht und
verständlich bleibt. Dass dieses Institut von dem international
renommierten Virologen Florian Krammer geleitet wird, zeigt, welches
Vertrauen Wien in exzellente Forschung setzt. Die Stadt unterstützt
dieses Vorhaben, weil offene und gut erklärte Wissenschaft unser
bestes Werkzeug ist, um gemeinsam auf zukünftige Herausforderungen
vorbereitet zu sein“, sagt Veronica Kaup-Hasler, Wiener Stadträtin
für Kultur und Wissenschaft.
„Das LBI SOAP arbeitet interdisziplinär und international sowie
regional bestens vernetzt. Damit sind im neuen Institut
verschiedenste Kompetenzen und Expertisen gebündelt, um exzellente
Forschung, partizipative Citizen Science und gezielte Kommunikation
in der Pandemievorsorge, in der Gesundheitsbildung oder in der
Beratung politischer Entscheidungsträger sicherzustellen. Wenn
wissenschaftliche Erkenntnisse transparent und verständlich
kommuniziert werden, können sie ihre gesellschaftliche Wirkung
entfalten und Begeisterung für Forschung entfachen“, so Michaela
Fritz, Vizerektorin für Forschung und Innovation der Medizinischen
Universität Wien.
Zwtl.: Wissenschaftliche Exzellenz trifft gesellschaftliche
Partizipation
Das LBI SOAP startete im Juli 2025 seine Forschung und verfolgt
mehrere Herangehensweisen in vier eng verzahnten Forschungsprojekten:
Viren-Überwachung, Viren-Charakterisierung sowie Community Science
und Wissenschaftsvermittlung und wissenschaftliche Bildung.
Ein zentraler Schwerpunkt des neuen Instituts liegt dabei auf der
Frage, wie Forschungsergebnisse so aufbereitet werden können, dass
sie für politische Entscheidungsträger:innen, Medien und die breite
Bevölkerung verständlich, zugänglich und relevant werden.
Gleichzeitig werden Formate entwickelt, die eine stärkere Beteiligung
der Gesellschaft ermöglichen, etwa durch Community-Science-Projekte
oder partizipative Ansätze in Gesundheitsfragen. Darüber hinaus
leistet das LBI SOAP durch internationale Forschung, die Analyse
globaler Gesundheitsentwicklungen und den Aufbau neuer
Kommunikationswerkzeuge einen wichtigen Beitrag zur langfristigen
Stärkung der Pandemievorsorge.
Zwtl.: Die nächste Pandemie kommt: Nicht eine Frage, ob, sondern wann
Alleine in den letzten rund hundert Jahren gab es weltweit vier
Influenza-Pandemien, mehrere verheerende Ausbrüche von Cholera und
Ebola, die anhaltende HIV/AIDS-Pandemie und die COVID-19-Pandemie.
Sie forderten zig Millionen Menschenleben. Viele dieser
Infektionskrankheiten wurden ursprünglich von Tieren auf Menschen
übertragen. „Wir hatten sechs Pandemien in den letzten etwa hundert
Jahren und es ist nur eine Frage der Zeit, wann es wieder zu einer
Pandemie kommt“, betont Florian Krammer, Leiter des neuen LBI SOAP.
„Gesellschaften können sich jedoch auf solche Ausbrüche gut
vorbereiten und auch versuchen, manche davon zu verhindern. Genau
daran arbeiten wir am LBI SOAP.“
Pandemieprävention und Pandemievorsorge zielen darauf ab,
Krankheitsausbrüche frühzeitig zu erkennen und ihre Ausbreitung
wirksam zu verhindern. Bei den Projekten Viren-Überwachung und Viren-
Charakterisierung spielt dabei die Forschung zu Zoonosen, also
Infektionskrankheiten, die vom Tier auf den Menschen übertragen
werden können, eine wesentliche Rolle. In frühen Projekten des
Instituts werden im städtischen Raum Krankheitserreger mit
zoonotischem Potenzial aufgespürt, ihre Häufigkeit ermittelt und ihre
Eigenschaften untersucht. Das betrifft beispielsweise Viren, die über
Tiere wie Ratten, Vögel oder Stechmücken auf Menschen übertragbar
sind. Die gewonnenen Daten dienen der frühzeitigen Identifikation
möglicher Gesundheitsrisiken. Darauf aufbauend können Maßnahmen
entwickelt werden, die von gezielten Informationskampagnen für
Risikogruppen über Empfehlungen zu Verhaltensänderungen bis hin zur
Entwicklung neuer Impfstoffe und Therapien reichen können.
Zwtl.: Bevölkerung einbinden und für Wissenschaft begeistern
Genau hier kommt die andere Stoßrichtung des LBI SOAP ins Spiel:
Community Science sowie Wissenschaftsvermittlung und
wissenschaftliche Bildung. Ziel ist es, die Bevölkerung von Beginn an
aktiv in die Erforschung von Krankheitserregern und die damit
verbundene Wissenschaftskommunikation einzubeziehen. Das Institut
setzt dabei auf Partizipation und Community Science sowie die enge
Zusammenarbeit mit Bildungseinrichtungen. Community Science bindet
Menschen außerhalb des klassischen Forschungsbetriebs aktiv ein und
ermöglicht es, Forschung mitzugestalten. Das LBI SOAP verankert
diesen Ansatz strukturell in seiner Arbeit und integriert Community
Science als grundlegendes Prinzip seiner Forschung.
So gibt es bspw. einen mobilen Laborkoffer, der bereits in New
York im Einsatz war. Mithilfe des Koffers können selbst Umweltproben
entnommen und erste Analysen durchgeführt werden. Im Big Apple wurde
im Rahmen dieser Maßnahme mit Schulklassen im Central Park Proben von
Vogelkot gesammelt. Anschließend wurde gemeinsam die Nukleinsäure
extrahiert und geprüft, welche Viren die Tiere in sich tragen. „Wenn
wir bereits junge Menschen in echte Forschung einbinden, springt der
Funke über – zu ihren Familien, ihren Schulen und am Ende zu ganzen
Gemeinschaften und plötzlich begeistert sich eine ganze Community für
Wissenschaft, die vorher keinen Zugang hatte. Das wollen wir auch in
Österreich“, erklärt Institutsleiter Krammer.
Zwtl.: Das LBI-Modell: Freiräume für herausragende Forschung
Die Arbeit in den Ludwig Boltzmann Instituten erfolgt in einer
Partnerschaft zwischen forschungs- und anwendungsorientierten
Organisationen. Das Budget beträgt maximal 1,5 Millionen Euro pro
Jahr, welches zu 80 Prozent von der Ludwig Boltzmann Gesellschaft und
zu 20 Prozent von den Partnerorganisationen finanziert wird. Die
Institute werden innerhalb einer Host-Institution eingerichtet und
von der LBG verwaltet. Die Laufzeit ist auf sieben Jahre angelegt,
mit der Möglichkeit einer Verlängerung um weitere drei Jahre.
Das LBI-SOAP ist an der Medizinischen Universität Wien
angesiedelt und wird Projekte in Kollaboration mit zwei
Partnerorganisationen durchführen: mit der Stadt Wien und der
Gesundheit Österreich GmbH sowie den vier geplanten Netzwerkpartnern
AGES, Citizen Science Network Austria, Open Science und der
Universität Wien. Weitere Informationen finden sich unter: